Themen der Regionalplanung & Regionalentwicklung
Alles rund um die Themen Wohnen, Gewerbe, Infrastruktur usw. sowie der Beitrag der PGW zu diesen Inhalten haben wir für Sie in dieser Rubrik aufbereitet.
Wohnen & Daseinsvorsorge
Die Westpfalz gilt aufgrund vergleichsweiser moderater Immobilienpreise und eines naturnahen Wohnumfeldes als attraktiver Wohnstandort. Gleichzeitig stagniert die Bevölkerungszahl, teilweise sinkt sie moderat, aber weit weniger als noch vor Jahren vorausgesagt. Abwanderung und eine niedrige Geburtenrate haben dazu beigetragen. Zu renovierende Immobilien stehen Interessenten zur Verfügung, zunehmend auch moderne Stadtwohnungen, aber auch Bauplätze. Indes steht deren Nutzung zunehmend unter dem Vorbehalt „Innen- vor Außenentwicklung“ und des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden (siehe RAUM+Monitor). Zugleich steigt der Druck gerade in kleineren Orten, die Einwohner zu halten oder gar zu steigern, um die kommunale (Kindergarten, Kita) und die private Infrastruktur (Geschäfte, Poststellen, Sparkassen) tragfähig zu halten. Wichtig war es in diesem Zusammenhang auch, die Netzabdeckung und Versorgung mit leistungsfähigen Datennetzen in der Fläche zu gewährleisten. Dies ist auch die Voraussetzung von digitalen Dienstleistungen oder auch Telearbeit.
Zugleich stellt die Digitalisierung im Handel (Internethandel) eine zunehmende weitere Herausforderung für den stationären Handel dar. Eine Herausforderung, die anders als der seit Jahrzehnten im Fokus der planerischen Steuerungsbemühungen stehende Handel auf der „grünen Wiese“ mit regionalplanerischen Mitteln nicht beeinflussbar ist.
Neuere Aktivitäten der PGW in diesem Themenfeld:
- Tagungsreihe „Nachhaltige Finanzierung kommunaler Infrastrukturen“ (2016 / 2017)
- „Überall gut versorgt?“ gemeinsame Tagung der PGW, der PGRN und der Obersten Landesplanungsbehörde zur Zukunft der Nahversorgung und des Einzelhandels (28.6.2013)
- Erfassung der Einrichtungen der Daseinsvorsorge in allen westpfälzischen Kommunen („Regionsbereisung“ – Erfassung des Ist-Zustandes) (2015)
Infrastruktur
Waren früher Straßen und Schienen mit entscheidend für eine gute Entwicklung von Dörfern, Städten und ganzen Regionen, so haben sich in einer weltweit vernetzten Welt und einer mobileren Gesellschaft die Ansprüche an die Infrastruktur erheblich ausgeweitet. Deren partielle Privatisierung hat zwar zu einer Effizienzsteigerung beigetragen (Telekom, Postdienste), zugleich aber die Rentabilität des Angebotes viel stärker in den Fokus gerückt, zum Nachteil dünner besiedelter und topografisch bewegter Regionen. Die Abdeckung mit Mobilfunknetzen, die Versorgung mit Breitband, aber auch die sichere Versorgung mit Energie, mit Wasser in bester Qualität, die umweltgerechte Entsorgung von Abfällen oder der Reinigung von Abwässern bis hin zum aktuellen Aufbau einer Ladeinfrastruktur sind immer weiter anwachsende Ansprüche, die auch mit erheblichen Kosten einhergehen. Kindergärten, Kitas, Schulen inkl. Ganztagsbetreuung und Verpflegung und eine moderne Verwaltung sind weitere Anforderungen, die hier zu nennen sind.
Im Verkehrsbereich ist eine verstärkte intermodale Vernetzung gefordert, wozu nicht nur die Verknüpfung der Verkehrsmittel gehört, sondern auch deren Umstellung auf umweltfreundliche Antriebe bis hin zur Reaktivierung von Schienenstrecken. Als Beispiele aus der Westpfalz sind hier die Strecke Zweibrücken-Homburg und die Zellertalbahn zu nennen, andere kommen möglicherweise noch hinzu. Wichtig ist damit die Sicherung einer ununterbrochenen Trasse, als Vorsorge für die Zukunft. Die Entwicklung in Bezug auf die großräumige Erreichbarkeit gibt dagegen Anlass zur Sorge, ob es das „Herunterfahren“ der Flughafeninfrastruktur ist (Zweibrücken) oder das Ausdünnen von direkten ICE-Verbindungen nach Paris.
Neuere Aktivitäten der PGW in diesem Themenfeld:
- Initiative Inlands-Roaming in ländlichen Gebieten (2017)
- Maßnahmen zur Verbesserung der Netzabdeckung: Beseitigung sog. „Weißer Flecken“ (2018/2019/2020)
- Projekt „Pendler-Radroute KL – Landstuhl“ (2021/2022)
Gewerbe & Industrie
Anders als die östlich angrenzende Metropolregion Rhein-Neckar oder das westlich angrenze Saarland, gibt es in der Westpfalz keine Großindustrie, es dominieren kleine und mittelständische Unternehmen. Die größten Arbeitgeber sind im Gesundheitssektor und im öffentlichen Dienst zu finden. Für größere Ansiedlungen geeignete Flächen sind rar, v.a. bedingt durch die bewegte Topografie, aber auch durch sensible Naturräume. Zu den Flächen, die in den letzten Jahrzehnten im Fokus standen, zählen vor allem Konversionsflächen, primär militärische Flächen, aber auch ehemalige Industrieareale und Bahnflächen. Mit dieser Konversion ging ein erheblicher wirtschaftlicher Umbruch einher, der viele Arbeitsplätze kostete und eine Neuausrichtung erforderte. IT, Maschinenbau, Chemie und Kunststoffe zählen den Wachstumsbranchen, während der Automobilzulieferersektor zuletzt erhebliche Probleme hat. Um neue Industrien ansiedeln zu können, bedarf es geeigneter Standorte, weshalb nun flächendeckend Gewerbeflächenpotenzialstudien beauftragt wurden. In Abstimmung mit der parallel erarbeiteten Industrie- und Gewerbeflächenstrategie des Landes sollen sie die Grundlage für eine kommende Teilfortschreibung „Gewerbe“ des ROP IV Westpfalz bilden. Dabei soll es nicht nur um neue Flächen gehen, sondern auch um Nachverdichtung im Bestand und Aufwertung bestehender Gebiete.
Die Nachfrage, die zuletzt stark zugenommen hat, ist auch auf den Mangel und die Preise von Flächen in den benachbarten Verdichtungsräumen zurückzuführen und weist einen Schwerpunkt im Bereich der Unternehmen aus der Logistikbranche auf. Rückblickend hat sich die Diversität der Wirtschaftsstruktur als Faktor für Krisenfestigkeit erwiesen, Internationalität, Exportorientierung waren eine Stärke, während der Mangel an Headquartern sich eher als Schwäche erwies. Die Mischung aus traditioneller Industrie und IT und Forschung war ein Merkmal des hiesigen Branchenmixes, während die Bedeutung des Militärs (Arbeitgeber, Standortfreigabe) v.a. im Umfeld von Ramstein und Kaiserslautern hoch geblieben ist. Indes zeigte die starke Einbindung und damit Abhängigkeit von internationalen Lieferketten in Zeiten der Corona-Pandemie auch als ein Risikofaktor.
Neuere Aktivitäten der PGW in diesem Themenfeld:
- Anstoß regionsweite Gewerbeflächenpotenzialstudien (2019/2020)
- Expertise zu Ansiedlungsfaktoren unterschiedlicher Branchen (CIMA) (2019/2020)
- Mitwirkung im Beirat für die Industrie- und Gewerbeflächenstrategie des Landes RLP (2020/2021)
Freizeitaktivitäten & Tourismus
In der Westpfalz dominieren die Naherholung der Bewohner selbst und der Tagestourismus aus den umliegenden Regionen bis hin zu Wochenendaufenthalten. Von Dauercampern abgesehen sind längere Aufenthalte eher selten und insbesondere der internationale Tourismus geht weitgehend an der Region vorbei. Die bekannten Highlights liegen woanders.
Vor allem in der Westpfalzmetropole kommen Tagungs- und Geschäftsreisende hinzu. Eine wachsende Gruppe bilden jene, die an speziellen Aktivitäten interessiert sind, so z.B. Klettern, Wandern, Mountainbiking.
Einen Sonderfall bildet das Fashion Outlet in Zweibrücken, das jährlich mehrere Millionen Besucher anlockt, auch aus größerer Entfernung. In abgeschwächter Form ziehen auch Angebote im Kontext mit Schuhen Gäste in einzelne Teile der Region (Schuhmeile Hauenstein).
Insgesamt dominiert aber der naturnahe Tourismus. Die Herausforderung besteht darin, hier die Aufenthaltsdauer zu verlängern, mehr Übernachtungen zu generieren, die Gastronomie ebenso zu stärken, wie den noch entwicklungsfähigen Bereich regionaler Produkte.
Hierfür sind Verbesserungen im Bereich der touristischen Basis-Infrastruktur erforderlich (Beschilderung, Mehrsprachigkeit, Öffentliche sanitäre Anlagen, Gastronomie usw.), aber auch mehr Kooperation, sei es bei der Vermarktung, der Sichtbarmachung der Angebote oder dem Vertrieb regionaler Produkte.
Im Bereich Sport und Vereinswesen bis hin zu Schwimmbädern stehen die Zeichen der Zeit auf Kooperation, v.a. um Kosten zu sparen, die Effizienz zu steigern und die kritische Masse zu vergrößern. Die relativ kleinen und finanzschwachen Gemeinden tun sich vielfach schwer, Anlagen für den Tourismus vorzuhalten und die Kosten zu finanzieren. Im Bereich des Pfälzerwaldes (und seiner berühmten Hüttenkultur) steht nun mit dem Bezirksverband Pfalz eine starke Organisation zur Verfügung, die ggf. manches auffangen kann, was Vereine und lokale Initiativen nur noch schwer stemmen können.
Neuere Aktivitäten der PGW in diesem Themenfeld:
- Über die ZRW: Beauftragung einer Studie des dwif zum Wirtschaftsfaktor Tourismus, ergänzt um eine spezifische Auswertung zum Tagestourismus. Dieser Auftrag in Kooperation mit der IHK und der Pfalztouristik wird für die großen Gebietskörperschaften der Westpfalz gesondert vertieft. (2021)
- Über die ZRW: Internationales Portal mit Überblick der touristischen Angebote in der Westpfalz (www.westpfalz.de) (seit 2021)
Umwelt & natürliche Grundlagen
Die vergleichsweise geringe Bevölkerungsdichte, eine vielfältige Natur, eine gepflegte, eher kleinteilige Kulturlandschaft und ein großes Waldgebiet zeichnen diese Region aus. Ihre bewegte Topografie und – geologisch bedingt – überwiegend nur mittleren Bodengüten, gepaart mit teils raueren klimatischen Bedingungen haben es den Menschen in den früheren Jahrhunderten nicht leicht gemacht, das Land zu bewirtschaften und ihr Auskommen zu finden. Auch wenn die Bedingungen für die Landwirtschaft – auch bis heute relativ viel Viehwirtschaft – nicht leicht waren, so boten sie indes gute Bedingungen für die beginnende Industrialisierung dank des Holzes, der Erzvorkommen und v.a. der Wasserkraft. Wären nicht immer wieder Kriege und Zerstörungen vorgekommen, die diese Grenzregion zurückgeworfen haben, so wäre ihre Geschichte womöglich anders verlaufen. Aber die Geduld, der Wille zum Wiederaufbau und die Tatkraft der Menschen haben nach jedem nötigen Neuanfang geholfen, auch wenn viele in früheren Zeiten ihr Glück auf Wanderschaft oder in fernen Ländern gesucht haben.
Die heutige Industrie hängt nicht mehr an diesen natürlichen Ressourcen, aber sie bieten heute, ebenso wie eine attraktive Natur ein gesuchtes Lebensumfeld für die Menschen, nach denen die Wirtschaft sucht. Das Wohnen „im Grünen“ ist hier durchaus eine realistische Option. Dünne Besiedlung und wenig Industrie tragen zu einer guten Luftqualität bei. Auch das Wasser ist für seine hohe Qualität bekannt – der dominierende Buntsandstein ist ein hervorragender Speicher und Filter. Allerdings kann dieser Pluspunkt durch partiell zu hohem Pestizid- und v.a. Düngereinsatz gefährdet werden, gerade wenn versucht wird, die Ertragsschwäche der Böden zu kompensieren. Im Zuge des Ansatzes „Sternenpark“ wird zudem versucht, auch die sog. Lichtverschmutzung zu reduzieren und somit einen ungetrübten Blick auf die Sterne zu ermöglichen. Die durch den Klimawandel zunehmenden Starkwindereignisse und Trockenperioden machen v.a. dem Pfälzerwald zu schaffen und werden künftig Anpassungen in der Baumarten-Zusammensetzung erfordern, um unter veränderten Rahmenbedingungen besser zu bestehen.
Neuere Aktivitäten der PGW in diesem Themenfeld:
- Unterstützung Initiative Straßenränder (schonende Mahd) (2020)
- Konzept „Regionaler Biotopverbund Westpfalz“ (2021)
- Nutzung von LW-Brachen für Ausgleichsmaßnahmen, Freiraumschonung (2021)
Energie & Klimaschutz
Während früher Holz, Holzkohle und Wasserkraft die Energieversorgung sicherstellten, zwischenzeitlich die fossilen Brennstoffe (Öl, Kohle, Gas), sind heute die erneuerbaren Energien prägend, auch sichtbar dominierend. Auch wenn die Leitungsnetzte dafür nicht ausgelegt waren und immer öfter den Flaschenhals bilden, so ist doch der Ausbau der erneuerbaren Energien ungebremst. Heute dominiert die Windkraftnutzung, daneben Photovoltaik, aber auch Biogas. Erdwärme usw. spielen in der Westpfalz nur eine untergeordnete Rolle.
Die Zukunft der Mobilität stellt eine Herausforderung dar für eine ländliche, relativ dünn besiedelte Region, in der der PKW nach wie vor in weiten Teilen unverzichtbar ist. Insofern es gelingt, die Ladeinfrastruktur zügig aufzubauen, ist eine klimaneutrale Mobilität in einer Region, die in weiten Teilen mehr Strom aus erneuerbaren Energien produziert als sie verbraucht, eine realistische Perspektive. Dem Beispiel werden indes auch Busse und Bahnen folgen müssen. Da die Region zu den Gebieten Deutschland mit der höchsten Sonnenscheindauer gehört, ist die Photovoltaik auf dem Vormarsch, ob kommerziell oder auch auf privaten Dächern. Von vereinzelten – nie ganz auszuschließenden – lokalen Starkregenereignissen abgesehen, ist die Region durch ein relativ ausgeglichenes, durch die Mittelgebirgslandschaft geprägtes Klima gekennzeichnet, bei dem sich Extreme noch nicht so stark bemerkbar machen wie in anderen Regionen. Die Bodenneuversiegelung nimmt zwar zu, aber die Zuwachsrate nimmt immer weiter ab. Eine aktuelle Herausforderung sind die zunehmenden Nutzungskonflikte im Freiraum, so z.B. zwischen Landwirtschaft und Freiflächenphotovoltaik. Hier sind neue Techniken und Ansätze gefragt.
Neuere Aktivitäten der PGW in diesem Themenfeld:
- Erneuerbar KOMM (Online-Rechner für die Gebietskörperschaften in der Westpfalz im Hinblick auf die Nutzung lokaler Potenziale auf dem Gebiet Erneuerbarer Energien (2012/2013)
- Agri-PV und Landwirtschaft (2021)
- „Gewerbe-Karavane“ – Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz in Gewerbe- und Industriegebieten in Kooperation mit der Energieagentur RLP (2021)
- Bewerbung als Hystarter-Region in Kooperation mit der ZRW und weiteren Partnern (2021)